Jens Kerbel

FOTOGALERIE

 

 

Edmond Rostand

  

CYRANO DE BERGERAC

 

In einer Übersetzung von Frank Günter

  

 

 

 

"Witz, Tempo und ganz viel Aktion." (Oberhessische Presse)

 

 

1640: Cyrano ist Dichter und Degenkämpfer, wortgewandt und elegant im Umgang mit Florett und Sprache. Doch hat er ein (zu großes) Problem: Seine Nase. Er hält sich für entstellt, sein Komplex macht ihn Frauen gegenüber furchtsam. So auch vor der atraktiven Cousine Roxanne, die er umsorgt und regelmäßig besucht, während er seine Liebe vor ihr verbirgt. Sein Kollege Christian ist ebenfalls interessiert an der Schönheit. Im Vergleich zu diesem anziehenden, aber nicht gerade intelligenten und buchstäblich poesielosen Beau glaubt Cyrano keine Chance zu haben. Als Roxanne ihm auch noch gesteht, ein Auge auf Christian geworfen zu haben, entschließt sich Cyrano, ihm zu helfen. Dank seiner Sprachkunst und Poesie, die Christian per Brief als seine eigene ausgibt, kommt es schließlich zu Romanze. In der nächtlichen Balkonszene flüstert er ihr unter Cyranos Anleitung süße Worte zu. Auch der Vorgesetzte der beiden adligen Männer ist scharf auf Roxanne. Als Cyrano ihm mit Wortwitz und Tücke die Show stiehlt, rächt sich der Graf, indem er die beiden an die Front versetzt. Roxanne eilt hinterher, gesteht Christian, dass sie statt seines Äußeren mittlerweile seine (geborgten) inneren Werte viel mehr liebe. Dieser ist entsetzt und sucht den Tod in der Schlacht. In seinem Todeskampf zeigt sich die Größe Cyranos; er behauptet dem Sterbenden gegenüber, Roxanne habe ihr Bekenntnis zurückgenommen und sich doch für Christians attraktives Äußeres entschieden. 15 Jahre lang verschweigt Cyrano, dass er selbst der Urheber der Briefe war, bis er nach einem Kampf im Sterben liegend, sich verrät und Roxanne seine Liebe gesteht.
In seinem 1897 uraufgeführten Versdrama mischt Edmond Rostand Komisches und Tragisches, indem er in jedem Akt das Melodram der Vordergrundhandlung aus einem Hintergrund drolliger Buffoszenen hervorgehen lässt, die selbst in der Umgebung von Schlachtfeld und Kloster nicht fehlen dürfen, schreibt der berühmte Romanist Ulrich Schulz-Buschhaus. Die Geschichte ist gleichzeitig ein Parforceritt durch die französische Literatur des 17. Jahrhunderts. Da werden allerhand Stilmittel hervorgezaubert, historische Figuren wie Renaudot und Molière treten auf und werden durch den Kakao gezogen. So wie der Protagonist selbst dem historischen Cyrano de Bergerac, Autor und Fantast, nachempfunden ist.

 

Inszenierung: Jens Kerbel

Bühne: Gesine Kuhn

Kostüme: Mathilde Grebot

Licht: Deliah Nass

Dramaturgie: Franz Burkhard

 

Mit: Camil Morariu, Daniel Sempf, Julia Glasewald, Jürgen Helmut Keuchel, Lene Dax, Maximilian Heckmann, Michael Köckritz, Ogün Derendeli, Stefan Piskorz, Viktoria Schmidt

 

 

weitere Informationen unter:

  

 

________________________________________________________________________________________

 

PRESSE

 

 

Oberhessische Presse, 29.05.2016

Witz, Tempo und ganz viel Aktion

So schräg wie die Bühne vor dem Rathaus ist Jens Kerbels Inszenierung glücklicherweise nicht geraten.

 

Marburg. Im Gegenteil, obwohl sie ein ganzes Stück länger als die angekündigten 90 Minuten dauerte, unterhielt sie das altersmäßig bunt gemischte Premierenpublikum bestens bei der als Open-Air-Spektakel angekündigten romantischen Komödie um den Meister der Fecht- sowie der Dichtkunst „Cyrano de Bergerac“. Viele Lacher, Szenenapplaus und am Ende begeisterten Beifall sowie Bravorufe erntete das Ensemble des Hessischen Landestheaters Marburg.

 

Insbesondere Daniel Sempf in der Rolle des Cyrano, aber auch seine Kontrahenten, vor allem Michael Köckritz als Graf de Guiche, leisteten dabei schauspielerisch wie konditionell Hervorragendes. Sempf kam sicher seine langjährige Kampfkunsterfahrung dabei zugute, sich in temporeichen Kampf- und Spielszenen gekonnt und überzeugend zu bewegen und sich dennoch nicht in den geistreichen Versen, die er gleichzeitig zum Ärger seiner Gegner von sich gab, zu verhaspeln.

 

Virtuos nutzte Cyrano die sparsam eingesetzten Bühnenrequisiten immer neu als Hindernisse, um de Guiche aufzuhalten, bis die zehnminütige Trauungszeremonie Roxanes mit Christian vollzogen war, und auch in anderen Szenen ging es nahezu artistisch zu.

Aber auch der Wortwitz der Übersetzung von Frank Günther kam gut an, sobald man sich etwas in die ungewohnte Versform eingehört hatte. Angemessen wirkte der konsequente Einsatz historischer, teils sehr prächtiger und auch komischer Kostüme vor der Kulisse des historischen Rathauses, das als Behausung Roxanes, zum Beispiel in der Balkonszene, ins Spiel eingebunden wurde. Auf eine Verlegung ins Hier und Heute verzichtet die Inszenierung, obwohl die zeitlose Thematik, sich von äußerlicher, aber geistloser Schönheit blenden zu lassen, dies ohne weiteres zugelassen hätte. Aber einige kleine, ironische Brechungen der Theaterillusion von der Zeit Ludwigs XIII. hat man sich erlaubt.

 

The Police durchbrechen die lllusion mit "Roxanne"

 

Spaß hatten die Zuschauer beispielsweise an der Begleiterin Roxanes (Julia Glasewald), die, während diese mit Cyrano sprach, am Bühnenrand zu warten hatte. Gelangweilt setzte sie sich die heute allgegenwärtigen übergroßen Kopfhörer auf, nur dass diese wie zu Schnecken gedrehte Zöpfe aussahen, und zappelte immer ekstatischer zu der wohl daraus erklingenden Musik herum. Oder als der schöne Baron Christian seinen ersten Versuch, Roxanes Herz mit eigenen, ungelenken Worten zu erreichen, gründlich vergeigt hatte und schließlich verzweifelt und unverkennbar die Refrainzeile aus dem Song „Roxanne“ von „The Police“ herausschrie.

 

Angemessen und würdig geriet das tragische „Unhappy End“ der Komödie, die zu späte Erkenntnis Roxanes in der Stunde des Todes Cyranos, dass es Cyranos und nicht Christians Geist und Worte waren, welche sie geliebt hatte. Eine gelungene, witzig-unterhaltsame Darbietung, die bei den mehr als 400 Zuschauern hervorragend ankam und ihren Reiz auch aus dem besonderen Spielort bezieht.

 

Von Manfred Schubert

 

 

 

Hinterländer Anzeiger, 30.05.2016 

Beim letzten Verse stech' ich 

SOMMERTHEATER Premiere von "Cyrano de Bergerac" vor dem Marburger Rathaus gefällt

 

MARBURG Der Theatersommer des Hessischen Landestheaters ist mit dem romantischen wie komödiantischen "Cyrano de Bergerac" auf dem Marburger Markplatz gestartet.

"Rüstiger als ein Schlaraffe - Greif ich meine blanke Waffe, - Und zu meinem Gegner sprech ich: - Sieh dich vor, geputzter Affe! - Denn beim letzten Verse stech ich."

 

Der reimende Fechtkünstler Cyrano de Bergerac gehört zu den Lieblingen der Komödienfreunde. Eine historische Gestalt machte Edmond Rostand 1897 zum Protagonisten seiner romantischen Komödie.

Beim Marburger Sommertheater treibt der dichtende Fechtmeister in diesem Jahr vor der Kulisse des Rathauses seine Scherze. Ausverkauft war die Premiere, die bei milden Temperaturen unter Regenwolken stattfand. Bis zum Ende der Aufführung, die vom Publikum begeistert aufgenommen wurde, blieb es allerdings trocken.

Daniel Sempf war der galante Chevalier de Bergerac, der sich nach außen harsch und hart gab. Stets zu einem Duell aufgelegt, zieht er den Unmut seines Vorgesetzten Graf Guiche (Michael Köckritz) auf sich. Seine viel wahrhaftigere feine Innenseite zeigt er nur seinem Freund Le Bret (Stefan Priskorz). Cyrano leidet nämlich unter seiner monströsen Nase, über die seine Mitmenschen hinter vorgehaltener Hand spotten.

 

Cyrano ist verliebt in die schöne Roxane (Victoria Schmidt), die sich in den Schönling Christian de Neuvillette (Maximilian Heckmann) verliebt hat. Roxane bittet Cyrano, ihren Angehimmelten zu protegieren und Cyranos schreibt für den tumben Schönling die Liebesbriefe.

Roxane ist hingerissen von den vermeintlichen Briefen Christians, der jedoch in tatsächlichem Kontakt mit ihr erstaunlich wenig Schöngeistiges zu sagen weiß.

 

Die turbulente Handlung verschluckt so manches brillantes Wortspiel

 

Die Komödie ist ein für die Bühne nur schwer realisierbares wortgewaltiges Werk, durchgehend gereimt und voller Sprachwitz. Viele der brillanten Wortspiele werden von der turbulenten Handlung verschluckt. Sempf schaffte es trotz hohen körperlichen Einsatzes aber immer wieder, den Sprachwitz zu transportieren. Das gereimte Rezept des Kochs Ragueneau, den Ogün Derendeli wunderbar affektiert und urkomisch spielte, war eine Glanzleistung.

Dazu gab Lene Dax die burschikose Lise, die unbeeindruckt von der Dicht- und Kochkunst ihres Mannes lieber mit einem Musketier anbandelte.

 

Verwickelt geht die Handlung weiter, in der Cyrano mehr als einmal Christian in seinem Werben unterstützt, sogar die Hochzeit der beiden organisiert, um eine Vermählung Roxanes mit de Guiche zu verhindern.

Edmond Rostand gönnte seinem Cyrano jedoch kein Happy End. Christian stirbt, Roxane geht ins Kloster und erfährt die Wahrheit erst, als es für eine erfüllte Liebe mit Cyrano zu spät ist.

Regisseur Jens Kerbel verlangt seinen Musketieren allerlei ab, es wird gefochten und gerauft, was das Zeug hält. Die Akteure waren mit Freude bei der Sache und  das Publikum bedankte sich häufig mit Szenenapplaus.

 

Von Klaus J. Fram

 

 

 

move marburg, 28.05.2016

Fechten und Dichten vorm Rathaus

Premiere des Theatersommers auf dem Marktplatz, Premiere von Cyrano de Bergerac, und Gewitter und Regen sind vorausgesagt. Ob die Vorstellung wohl abgesagt wird? Bis zum Schluss bleibt es spannend, denn die dunkle Wolkendecke zieht sich bis zum Beginn um 21 Uhr immer weiter zu. Eine gefährliche Mischung aus schwüler Luft und leichtem Wind scheint das Unheil anzukündigen. Trotzdem füllen sich die Plastikstühle mit mutigen Theaterfans, die sich teilweise mit Sitzpolstern und Regencapes ausgestattet haben. 21 Uhr, Glockenläuten, Wind, aber immer noch kein Regen. Es ist zwar noch unruhig im Publikum, aber die einsetzende Musik zieht die Aufmerksamkeit der Zuschauer schließlich auf sich.

 

Die ersten Darsteller betreten die Bühne und das Publikum wird mitgenommen ins Paris des 17. Jahrhunderts.
„…und beim letzten Vers, da stech` ich!“ – diese Worte von Cyrano de Bergerac (Daniel Sempf) während eines Fechtduells beschreiben den Inhalt des gleichnamigen Stücks ziemlich gut. Denn der Protagonist Cyrano ist nicht nur ein geschickter Fechter, sondern auch ein begnadeter Poet! Das einzige, was seinem Glück im Weg steht, ist seine wirklich lange Nase. Zwar geht er mit dieser äußeren Entstellung scheinbar locker und selbstironisch um, aber immer wieder wird deutlich, dass er mehr unter seiner Hässlichkeit leidet, als er zugibt. Als sich seine Angebetete Cousine Roxanne (Victoria Schmidt) dann auch noch in den schönen, aber dummen Christian (Maximilian Heckmann) verliebt, ist Cyrano erst am Boden zerstört, beschließt aber bald, ihm trotzdem zu helfen.

 

Christian hat nämlich außer seinem guten Aussehen nichts vorzuweisen, aber Roxanne (be)steht total auf poetische Liebeserklärungen. Also schreibt Cyrano Liebesbriefe in Christians Namen, und Roxanne verliebt sich in Christians Körper und Cyranos Seele. Das kann ja nicht lange gut gehen, und schon bald merkt Christian, dass seine Schönheit zwar auf den ersten Blick überzeugt, es allerdings die inneren Werte sind, die Roxanne letztendlich wirklich verliebt gemacht haben. Es kommt zu einem melancholisch-dramatischen, unerwarteten Ende, das an dieser Stelle natürlich nicht verraten werden soll.

 

Neben einer dramatischen Liebesgeschichte überzeugt die Inszenierung mit prunkvollen Kostümen und spektakulären Fechtszenen auf einer schiefen Holzbühne. Außerdem macht die durchgängige Versform das Stück zu etwas Besonderem. Am Anfang ist es zwar anstrengend, reinzukommen in den Rhythmus aus Reimen, aber schon bald fasziniert und fesselt die poetische Sprache der Schauspieler. Obwohl das Stück im Mittelalter spielt, fließen immer wieder moderne Aspekte ein, wie französische Rapmusik während eines blutigen Fechtkampfes oder Christians Soloeinlage des Police-Songs „Roxanne“, was für einige Lacher sorgt und die Atmosphäre auflockert.

 

Nach fast zwei Stunden Spielzeit gehen die Lichter aus und die Darsteller genießen ihren wohlverdienten tobenden Applaus. Kein einziger Regentropfen hat die Premiere gestört und die mitgebrachten Regencapes kamen trotz Gewittervorhersage glücklicherweise nicht zum Einsatz – im Gegensatz zu den Sitzkissen, denn ein entscheidender Nachteil beim Open-Air-Theater ist eindeutig die unbequeme Sitzsituation! Ein Besuch sei trotzdem empfohlen, vielleicht mit Sitzkissen, hoffentlich ohne Regenjacke an einem beliebigen Abend bis zum ersten EM-Spiel.

 

Von Lydia Kayser

 

 

Radio 90.1, 31.05.2016

 

Rezension: Cyrano de Bergerac

 

Nach dem fantasievollen Musical „Cinderella“ spielt das diesjährige Open-Air Theaterstück des Hessischen Landestheater wieder in klassischeren Spähren.


Am 27. Mai feierte auf dem Marktplatz Edmond Rostands „Cyrano de Bergerac“ Premiere und eröffnete damit auch den Marburger Theatersommer.


Das Theaterstück erzählt die Geschichte von Cyrano der im 17. Jahrhundert als einer der Gründer des Sci-fi Genre und Vorbild für den Typus Ghostwriter gilt. Wegen seiner großen Nase traut er sich nämlich nicht seine Liebe Roxane zu gestehen und hilft stattdessen seinem Nebenbuhler Christian ihr Herz zu gewinnen. Dabei kann er nicht nur hervorragend mit Worten umgehen, sondern auch mit seinem Degen und so dafür sorgen dass das Wort Nase in seiner Gegenwart Tabu ist. Mit List schafft es Cyrano das die beiden vermählt werden und so Graf Guiche einen Strich durch die Rechnung zu machen, der ebenfalls ein Auge auf Roxane geworfen hatte.
Als Rache für diese Tat schickt dieser Christians und Cyranos Regiment in den Kampf gegen die Spanier, bei dem Christian stirbt.


14 Jahre später lebt Roxane zurück gezogen in einem Kloster und wird jeden Samstag von Cyrano besucht. Vor einem dieser Besuche wird er von einem Holzscheit am Kopf getroffen und schwer verletzt. Davon lässt sich dieser aber nicht von dem Besuch abhalten und stirbt so vor den Augen von Roxane, die nun den wahren Autoren der Liebesbriefe erkennt.

 

Das Bühnenbild von Gesine Kuhn ist auf das wesentliche reduziert und besteht neben einer leicht schrägen Holzbühne nur aus einigen Leitern und Tischen und Stühlen. Das Rathaus wird in zwei Szenen in das Stück eingebaut, allerdings beschränkt es sich auf die Funktion des aus dem Fenster schauens. Regisseur Jens Kerbel gelingt eine flotte und witzige Interpretation des Stückes, in dem er beispielsweise die Hauptkampfszene mit französischem Hip-Hop unterlegt.

 

Daniel Sempf überzeugt als Cyrano und der entsprechenden Fechtkunst.
Julia Glasewald bringt in ihren verschiedenen Rollen im Stück zusätzlichen Spaß in die Aufführung, wenn sie zu Kopfhörermusik auf der Bühne tanzt oder zusammen mit Lene Dax eine Anspielung auf die Afri-Cola Werbung der 80er Jahre präsentiert.

 

Zwei Stunden Theater die sich wirklich lohnen und das Risiko wert sind nass zu werden.