Jens Kerbel

FOTOGALERIE

 

 

 

Jens Kerbel/Michael Barfuß

 

KONFERENZ DER TIERE

 

Ein Beitrag zur Bonner Theaternacht 2008

 

 

Foto: Lilian Szokody

 

 

 

Nach Bonn sind zahlreiche Wissenschaftler zur UN-Biodiversitäts-Konferenz gereist. Aber wissen die Experten wirklich, was die Tiere des Waldes davon halten? Im Rahmen der langen Theaternacht, die sich dem Thema der biologischen Vielfalt verschrieben hat, erheben Tiere ihre Stimmen, ein polyphoner Chor erklingt und bringt den Wald in seiner Vielfalt und seine Bewohner zu Gehör. Ein vielgestaltiger musikalisch-literarischer Einblick ins Bestiarium.

 

 

Inszenierung: Jens Kerbel

Musikalische Leitung: Michael Barfuß

Ausstattung: Ansgar Baradoy

Licht: Helmut Bolik

Dramaturgie: Michael Eickhoff

Musiker: Markus Schinkel

 

Mit: Laura Bombonato, Nicole Kersten, Maria Munkert, Tatjana Pasztor, Yorck Dippe, Volker Muthmann, Wolfgang Rüter

 

 

Premiere im Rahmen der Bonner Theaternacht 2008, Mai 2008, Theater Bonn 

 

 

 

 

 

PRESSE:

 

Generalanzeiger, 19.05.2008

 

Bonner Theaternacht: "Art'n Vielfalt" an 22 Spielorten

 

Programme wie "Konferenz der Tiere" und "Kanak Sprak" setzen Akzente

 

Bonn. Anka Zink, Schirmherrin der 2. Bonner Theaternacht, hat ihre ganz eigene Art, sich und die Zuschauer auf dem Platz vor der Bonner Oper, für die kommenden fünf Stunden in Form zu bringen. Müller

"Das Leben ist wild, und wir wollen sehr viel. Doch eh du dich umdrehst, bist du das Ziel", rappt die Kabarettistin im weißen Trenchcoat. "Art'n Vielfalt" lautet schließlich das Motto des Abends, und da passt der Text vom Fressen und gefressen werden doch gut ins Bild. Die blauen Luftballons, die Generalintendant Klaus Weise als Startschuss losgelassen hat, sind noch nicht ganz über das Dach des Opernhauses hinweg, da zerstreut sich die Menge auf dem Platz schon in alle Himmelsrichtungen. Zur Halle Beuel beispielsweise.

 

Und nachdem es bei der Premiere 2007 im Shuttlebus-Verkehr hier und da noch etwas hakte, läuft diesmal von Anfang an alles rund. Theaternacht-Besucher sind an ihrer leicht gebeugten Haltung beim Studium der Programmhefte im praktischen Handtaschenformat auf den ersten Blick zu erkennen. Viele von ihnen haben sich, dem Thema "Biodiversität" folgend, für die von Jens Kerbel und Michael Barfuß inszenierte "Konferenz der Tiere" entschieden - eine mit viel Fantasie und Liebe zum tierischen Detail umgesetzte Collage, die ebenso wie Anka Zinks Rap mitunter auch vom "Fressen und gefressen werden" handelt. [...]

 

Von Ulrike Strauch

 

 

 

Generalanzeiger, 18.05.2008 (Vorbericht)

 

"Konferenz der Tiere" tagt in Halle Beuel

Passend zum Motto "Art'n Vielfalt" zeigen Jens Kerbel und Michael Barfuß bei Bonner Theaternacht Collage aus Gedichten und Liedern - Pate stand Erich Kästners Fabel


Beuel. 364 Mal haben die Staatsmänner der Welt getagt und sind zu keinem Ergebnis gekommen. Bis die Repräsentanten der Tierwelt ihre eigene Konferenz im "Hochhaus der Tiere" abhalten.

 

Was fast schon so klingt, als hätte Erich Kästner 1949 beim Dichten seiner Fabel "Konferenz der Tiere" den Langen Eugen in Bonn vor Augen gehabt. Dort, wo früher die Büros der Bundestagsabgeordneten untergebracht waren und heute rund 550 Mitarbeiter der Vereinten Nationen aus aller Welt arbeiten.

 

Von dort aus ist es dieser Tage nur ein kurzer Weg zu den diversen Tagungsorten der UN-Biodiversitätskonferenz. Und am Samstagabend zur Halle Beuel, wo Regisseur Jens Kerbel und der musikalische Leiter des Theaters Bonn, Michael Barfuß, zusammen mit Schauspielern des Ensembles ihre ganz eigene "Konferenz der Tiere" zeigen.

Steht die zweite Bonner Theaternacht 2008 doch unter dem besonderen Motto der "Art'n Vielfalt". "Dabei hat unser Stück mit Kästners Handlung im Grunde gar nicht viel zu tun", erklärt Jens Kerbel. "Wir zeigen eine halbstündige Collage aus Tiergedichten von Robert Gernhardt und dazu passenden Liedern - von Tori Amos über Erdmöbel und die Comedian Harmonists bis zu einem Madrigal aus dem 17.Jahrhundert", fügt Barfuß hinzu.

 

Dennoch ähneln sich die Grundgedanken durchaus. Kerbel: "Es geht uns um das Menschliche in den Tieren und ebenso um das Tier in uns, das auch für die Sehnsucht nach Befreiung steht."

 

Von Ulrike Strauch

 

 

 

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Seepferdchen

Als ich noch ein Seepferdchen war,
Im vorigen Leben,
Wie war das wonnig, wunderbar
Unter Wasser zu schweben.
In den träumenden Fluten
Wogte, wie Güte, das Haar
Der zierlichsten aller Seestuten
Die meine Geliebte war.
Wir senkten uns still oder stiegen,
Tanzten harmonisch umeinand,
Ohne Arm, ohne Bein, ohne Hand,
Wie Wolken sich in Wolken wiegen.
Sie spielte manchmal graziöses Entfliehn
Auf dass ich ihr folge, sie hasche,
Und legte mir einmal im Ansichziehn
Eierchen in die Tasche.
Sie blickte traurig und stellte sich froh,
Schnappte nach einem Wasserfloh,
Und ringelte sich
An einem Stengelchen fest und sprach so:
Ich liebe dich!
Du wieherst nicht, du äpfelst nicht,
Du trägst ein farbloses Panzerkleid
Und hast ein bekümmertes altes Gesicht,
Als wüsstest du um kommendes Leid.
Seestütchen! Schnörkelchen! Ringelnass!
Wann war wohl das?
Und wer bedauert wohl später meine restlichen Knochen?
Es ist beinahe so, dass ich weine -
Lollo hat das vertrocknete, kleine
Schmerzverkrümmte Seepferd zerbrochen

 

(Joachim Ringelnatz)