Jens Kerbel

FOTOGALERIE

 

 

TUVALU - EINE REISE IN DIE WELT DER TRÄUME

 

nach einem Film von Veit Helmer

 

 

 

 

  

 

  P E T projects

  Inszenierung: Jennifer Whigham und Jens Kerbel

  Bühne: Gesine Kuhn

  Kostüme: Sigrid Trebing

  Dramaturgie: Kristina Wydra

 

  Mit: Sabine Osthoff, Konstantin Lindhorst, Jens Kerbel und Kindern aus Duisburg

 

 

 

 

Da ist ein heruntergekommenes Schwimmbad, in dem – bis auf ein paar Übriggebliebene – niemand mehr schwimmt. Da ist eine leere alte Kirche, in der niemand mehr an etwas glaubt. Orte, die von dem erzählen, was einmal war und nicht mehr ist. Man kann sich an der Illusion festklammern, es wäre noch so. Wie Anton, der seinem despotischen blinden Vater Karl lebendiges Treiben im Bad vorgaukelt. Oder man träumt vom Aufbruch in eine andere Welt, eine Heimat, ein Glück – ein Tuvalu. Wie Antons Bruder Gregor, für den Glück aber bloß Profit heißt und der das Bad lieber heute als morgen in die Luft sprengen und das Grundstück verkaufen will. Oder wie Anton, als er plötzlich Eva trifft und sich in sie verliebt. Wird Gregor alles zerstören? Werden Anton und Eva gen Tuvalu aufbrechen, und werden sie es finden?

 

Die Regisseure Jennifer Whigham und Jens Kerbel, die bei den Akzenten 2010 und 2012 Adaptionen von Aki Kaurismäkis Film „Das Mädchen aus der Streichholzfabrik“ und Sten Nadolnys Roman „Die Entdeckung der Langsamkeit“ zeigten, erzählen in der Liebfrauenkirche im Duisburger Zentrum Veit Helmers melancholisch-schräges Märchen vom Zerbrechen der einen und dem hoffnungsvollen Aufbruch in eine andere Welt.

 

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PRESSE:

 

 

Rheinische Post, 17.03.2014

 

Theater-Reise auf der Suche nach Glück

 

DUISBURG. Die Akzente-Auftragsproduktion "Tuvalu" hatte ihre Uraufführung in der Liebfrauenkirche. Großes Lob für die komödiantisch ebenso wie melancholisch glänzend aufspielenden Schauspieler.

 

Nach 2008 ("Ich sehe was, was du nicht siehst"), 2010 ("Das Mädchen aus der Streichholzfabrik") und 2012 ("Die Entdeckung der Langsamkeit) ist "Tuvalu" die vierte Akzente-Arbeit von Jennifer Whigham und Jens Kerbel. Gerne adaptieren die beiden in Bonn lebenden freien Theatermacher Roman- oder Drehbuchvorlagen und stellen sie auf die Bühne. Was aber tun, wenn es in einem Film keine gesprochene Sprache gibt, so wie bei dem 1999 gedrehten Spielfilm "Tuvalu" von Veit Helmer? Ihre künstlerische Antwort darauf ist eine Art Live-Hörspiel als Erzähltheater unter Verwendung weiterer Fremd-Texte. So kommen in der rund 75-minütigen szenischen Installation, wie das Regiegespann seine Inszenierung nennt, neben der Filmerzählung Veit Helmers auch Geschichten und Gedichte von Autoren wie Paul Auster, Rolf Dieter Brinkmann, Erich Fried, Hermann Hesse, Ernst Jandl, Franz Kafka, Christoph Meckel und Haruki Murakami zu Gehör.

 

Der Akzente-Auftragsproduktion dramaturgisch vorangestellt, zitiert das Regie-Duo ein Gedicht von Mascha Kaléko, das die Kernbotschaft seiner Inszenierung postuliert: "Man braucht nur eine Insel allein im weiten Meer. Man braucht nur einen Menschen, den aber braucht man sehr." Und schon sind Whigham und Kerbel beim Plot des Films, der ein skurril bis groteskes Liebesmärchen über den jungen Bademeisterassistenten Anton und die 18-jährige Eva erzählt.

 

Für sie wie für viele weitere Rollen hat das Regieteam die komödiantisch ebenso wie melancholisch glänzend aufspielenden Schauspieler Sabine Osthoff und Konstantin Lindhorst engagiert und zusätzlich sechs Kinderstatisten szenisch eingesetzt. In dieser Konstellation wird die "Reise in die Welt der Träume", wie es im Untertitel heißt, zu einer wie mit Kinderaugen staunenden bis kindlich-naiven Erlebniswelt, die ihre sinnlichsten Momente immer dann hat, wenn die Liebe, das Glück und die Sehnsucht der beiden Protagonisten als fantastisches Kinderspiel daherkommen. "Sie ist für mich das hundertprozentige Mädchen", sagt Anton und bereitet im Finale alles vor, mit seiner Eva und der Kinder-Crew Kurs auf die Insel Tuvalu im Pazifischen Ozean zu nehmen. Das alles spielt sich im Film in einem heruntergekommenen Schwimmbad ab. Für das Theater hingegen dient als Kulisse die ehemalige, mittlerweile umgebaute Liebfrauenkirche. Hier hat Bühnenbildnerin Gesine Kuhn eine imaginäre Badeanstalt geschaffen, in der Wasser und Startblöcke eines markierten Schwimmbeckens mit Kreide eingezeichnet werden. Fantasie ist eben alles – auch bei der "Wikipedia"-Beschreibung, wie sich die geliebte Insel Tuvalu wohl anfühlt. Da reicht ein mit Sand gefüllter Koffer gepaart mit ein paar "Aloha-Oe"-Klängen – und das Glücksgefühl von Anton und Eva schwelgt, ebenso wie das des Publikums.

 

Von Olaf Reifegerste

 

 

 

WAZ, 16.03.2014

 

Inszenierung erschafft ein altes Bad in der Liebfrauenkirche

 

DUISBURG.  Tuvalu ist ein Inselstaat im Stillen Ozean. Der Ort ist Ausdruck tiefer Sehnsucht, Zufluchtsort in der Fantasie. „Tuvalu. Eine Reise in die Welt der Träume“, heißt das Stück von Jennifer Whigham und Jens Kerbel, das die beiden für die Akzente inszeniert haben. Es ist eine poetische Collage.

Für die szenische Installation interpretieren die Regisseure den Stummfilm „Tuvalu“ von Veit Helmer und legen den Protagonisten Anton (Konstantin Lindhorst) und Eva (Sabine Osthoff) Text-Fragmente etwa von Haruki Murakami, Franz Kafka, Ernst Jandl und Wikipedia in den Mund. So gelingt eine poetische Collage, in denen die Fragen nach Neubeginn, Festhalten an Althergebrachten und Sehnsüchten aufgeworfen wird.

Die Zuschauer werden von Kindern in gelben Regenhosen begrüßt und zu ihrem Platz in der Liebfrauenkirche geführt. Die Geschichte spielt in einem heruntergekommen Schwimmbad . Mit einfachen Mitteln verwandeln die Darsteller den Kirchenboden in ein öffentliches Bad. Anton zeichnet mit Kreide Startblöcke auf den Boden. Dann nimmt er Anlauf, springt ins Becken – und landet polternd auf dem Allerwertesten. Klar, es muss ja noch Wasser ins Becken gefüllt werden. Mit stetig-rauschemden „Schsch“ malen die Kinder Wellen auf den Boden. So lässt es sich direkt leichter plantschen. Eva bekommt sogar extra eine Leiter aufgezeichnet, an der sie hinuntersteigen kann.

Publikum in der Liebfrauenkirche verzückt


Antons Vater Karl hängt am Schwimmbad. Der alte Mann ist fast blind und Anton es nicht übers Herz bringt, ihm die Wahrheit zu sagen, schaltet er jedes Mal ein Tonbandgerät ein, auf dem Stimmengewirr und Rauschen zu hören ist – wie in guten Tagen, als das Schwimmbad belebt war. Antons Bruder Gregor will das Bad hingegen am liebsten abreißen lassen, für ihn bedeutet Glück vor allem Profit. Eva träumt, wenn sie das Wasserrauschen hört, von der Ferne, von einem Neuanfang auf Tuvalu. „Man braucht nur eine Insel allein im weiten Meer. Man braucht nur einen Menschen, den aber braucht man sehr“, zitiert Konstantin Lindhorst in seiner Rolle als Anton die Lyrikerin Mascha Kaléko. Die Kinder spielen in dieser Szene mit kleinen Papierschiffchen und singen „Aloahe“. Tuvalu steckt in einem Koffer. Er ist gefühlt voller Sand, in dem eine Palme steckt. Es sind diese kleinen Einfälle, die das Publikum in der Liebfrauenkirche so verzücken. Oder, wie Eva sagt: „Wirklichkeit ist niemals genug, Zauber tut not.“

Das fantasievolle Stück passt hervorragend in die alte Kirche, die auch ein Ort zwischen Vergangenheit und Aufbruch symbolisiert. Neben den klug ausgewählten Sätzen, begeistern die Darsteller mit ihrem reduzierten Schauspiel. Eine Reise zum Träumen.

 

Von Fabienne Piepiora

 

 

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„Der Sehnsucht nach dem Anderswo

Kannst du wohl nie entrinnen:

Nach drinnen, wenn du draußen bist,

Nach draußen, bist  du drinnen…“

 

 

Von Duisburg nach Tuvalu

  

Da die Reise nach Tuvalu schon bald losgeht, haben wir uns schnell erkundigt, wie wir von Duisburg aus hinkommen. Duisburg und die Hauptstadt von Tuvalu, Funafuti liegen ungefähr 15.194 Kilometer Luftlinie auseinander. Das sind umgerechnet 9.442 Meilen und 8.198 Seemeilen.

 

 

 

 

Mit einem Kleinflugzeug, wie beispielsweise einer Cessna 172 P, bräuchte man bei 200 km/h ungefähr 75 Stunden und 58 Minuten. Mit einem Airbus A320 mit  800 km/h wären wir in 18 Stunden und 59 Minuten da. Die kürzeste Strecke fliegt man mit einem Airbus A380, der es auf 945 km/h bringt. Damit wären wir bereits in 16 Stunden und 4 Minuten gelandet!

 

 

 

Die Zeitverschiebung von Duisburg nach Funafuti beträgt +11 Stunden, d.h., wenn am Freitag, 14.03. in Duisburg die Ortszeit 20:00 Uhr beträgt, haben wir auf Funafuti bereits Samstag, den 15.3., 7 Uhr morgens! Das Gleiche gilt für die darauffolgenden Vorstellungen am 15.3. und 16.3.

Mit der Bahn oder dem Auto oder auch per Schiff ist die effektive Reisezeit wesentlich länger. Da träumerische Menschen mit Hang zu großen Erlebnissen und Abenteuern gerne per Schiff reisen, wurden mehrere Schiffe mit größter Sorgfalt hergestellt. Sie befinden sich bereits in der Testphase.

 

 

 

 

 

In der Wirklichkeit sehen die Atolle von Tuvalu mit ihren reizvollen Landschaften und paradisischen Stränden aus, wie Träumen entsprungen.

 

Aber was ist schon Wirklichkeit…

 

(Text und Probenfotos von Maja Friedrich)