Jens Kerbel

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Irmgard Keun

 

DAS KUNSTSEIDENE MÄDCHEN

 

 

 

 

 

Deutschland zu Beginn der 1930er Jahre. Die 18-jährige Doris verdient sich ihren kläglichen Unterhalt in einer kleinen Stadt als Schreibhilfe bei einem schmierigen Rechtsanwalt. Ihre Mutter ist Garderobiere im Theater, ihr Vater arbeitslos. Hubert, ihre erste große Liebe, heiratet, kaum dass er sein Studium beendet hat, eine Frau seines Standes. Der Anwalt schmeißt sie raus, als Doris sich weigert, ihre mangelnden Orthografiekenntnisse durch Liebesdienste wettzumachen. Sie wird Statistin im Theater und kämpft mit Tricks und Raffinessen darum, auf der Bühne gesehen zu werden. Eines Abends stiehlt sie den wertvollen Pelzmantel einer Zuschauerin und flieht nach Berlin, die Stadt ihrer Sehnsüchte. Schon lange träumt sie davon, ein »Glanz« zu werden, von einem Leben in Luxus wie im Film.
Aber die Zeiten sind hart, die Folgen der Weltwirtschaftskrise prägen das Leben in der Großstadt. Der glitzernd-bunten Scheinwelt der Film- und Schlagerstars steht der glanzlose Alltag mit Massenarbeitslosigkeit, Kriminalität, Armut, Prostitution und politischen Unruhen gegenüber. Doris lebt als Illegale in Berlin, ohne Papiere und ohne Geld, immer in Angst von der Polizei entdeckt zu werden. Ihre Chancen auf Aufstieg sind ohne Bildung sehr gering. Sie hält sich mit flüchtigen Männerbekanntschaften über Wasser, gerät zuweilen in zwielichtige Kreise, verliebt sich oder geht aus rein pragmatischen Gründen mit unattraktiven Männern ins Bett. Aber alle Enttäuschungen und Rückschläge können ihr den Traum von einem glänzenden Leben in ferner Zukunft nicht nehmen.
Aus der Sicht von Doris, die ihre Erlebnisse in einem Tagebuch festhält, erhalten wir einen Einblick in das Leben in Deutschland zum Ende der Weimarer Republik am Vorabend der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten. In einer faszinierend direkten und pointiert witzigen Sprache, die sie ihrer Heldin in den Mund legt, liefert Irmgard Keun mit ihrem Roman aus dem Jahre 1932 ein lebendiges Abbild jener Zeit. Gleich 1933 wurde »Das kunstseidene Mädchen« verboten. Irmgard Keun emigrierte 1936, kehrte 1940 unter falschem Namen nach Deutschland zurück und lebte bis Kriegsende in der Illegalität. Erst 1977 wurde sie mit der Neuauflage ihrer beiden Romane, neben »Das kunstseidene Mädchen« war »Gilgi – eine von uns« (1931) ein großer Erfolg, wiederentdeckt.
In der Bühnenfassung von Gottfried Greiffenhagen zählt »Das kunstseidene Mädchen« zu einem der erfolgreichsten deutschen Theatertexte. Seit der Uraufführung im Januar 1985 am Schauspiel Bonn kam es zu über 60 Inszenierungen. Die Rolle der Doris gehört zu den Glanzpartien für junge Schauspielerinnen.

 

 

 

 

Inszenierung: Jens Kerbel

Ausstattung: Carla Friedrich

Dramaturgie: Kristin Päckert

Licht: Konstantin Fiedler

 

Mit: Giulia Weis

 

  

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