Jens Kerbel

 

 

 

 

Neil Simon

 

SONNY BOYS

 

Deutsch von Gerty Agoston

 

 

  Al Lewis(Hans Stühling) und Willie Clarke (Joachim Rettig) -  Foto: Gerhard Bartsch

 

 

 

 

Es ist einer der Komödien-Klassiker schlechthin: Die aberwitzige Geschichte der beiden Komiker Al Lewis und Willie Clark. Zusammen waren sie einst unschlagbar. Besonderes mit ihrem legendären Doktorsketch waren sie die unangefochtene Nummer 1 am Broadway. Diese Zeiten sind jedoch für Al und Willie längst vorbei: Das einstige Traumpaar ist heillos zerstritten, Willie hat sogar geschworen, nie wieder ein Wort mit seinem ehemaligen Bühnenpartner zu wechseln. Doch als nach vielen Jahren das gealterte Duo für eine große Komiker-Fernsehshow ein letztes Mal mit dem berühmten Doktorsketch auftreten soll, kommt es zum Wiedersehen. Die vertraute Rivalität erwacht sofort. Zwei sture, eitle Egoisten treffen aufeinander. Willie mokiert sich über die feuchte Aussprache und den bohrenden Zeigefinger seines Kollegen. Al wiederum hat es mit dem rechthaberischen, zynischen Willie zu tun, der unter zu hohem Blutdruck leidet und sich keinesfalls an die Textabsprachen hält. Als schließlich die Situation am Set eskaliert, müssen sich die beiden ein letztes Mal auf ihre alte Freundschaft besinnen...

 

 

Inszenierung: Jens Kerbel

Bühne: Iljas Enkaschev

Kostüme: Tatjana Stroganowa

Musik: Lars Figge

 

Mit: Amira El-Sayed, Thorsten Hamer, Joachim Rettig, Hans Stühling

 

 

Premiere: 29.02.2008, Theater in Cronenberg

 

 

 

 

PRESSE:


Westdeutsche Zeitung, 02.03.2008

 

Theater: Grantelnde Stars im Kleinkrieg

 

Premiere: Das TiC-Theater zeigt mit der Komödie „Sonny Boys“ einen unterhaltsamen Theaterabend mit Kalauern und Getöse.


Wuppertal. "Hereinspaziert", fordert Willie Clark (Joachim Rettig) lautstark. Doch anstelle dieser durchaus als freundliche Einladung interpretierbaren Aufforderung nachzukommen, mault Al Lewis (Hans Stühling) wortreich. Auf Krawall gebürstet bricht er einen Streit vom Zaun - und schon sind die "Sonny Boys" mitten in einem ihrer komischen Kleinkriege.

Bei der Premiere der von Neil Simon erdachten und 1975 mit Walter Matthau und George Burns legendär verfilmten Komödie im TiC-Theater ist es eine weise Entscheidung von Regisseur Jens Kerbel, keinen Vergleich mit großen Vorbildern zu suchen, sondern eigene inszenatorische Versuche zu unternehmen.

 

Natürlich sind auch im TiC die Sonny Boys zwei alternde, grantige Komödianten, die 33J ahre zu den Topacts im Varieté gehörten und nun passé sind. Denn das Stück ist nicht bloß ein Schenkelklopfer, sondern eine Geschichte über das Altern und in Vergessenheit-geraten, hat also eine durchaus melancholische Komponente.

 

Vergilbte Fotos besserer Zeiten zieren die Wände in Willies heruntergekommenen Hotelzimmer (Bühne: Iljas Enkaschew). Hier verbringt der ehemalige Star seine Tage im zerfledderten Bademantel bei diffusem Licht, bei heruntergelassenen, ramponierten Jalousien, mit viel Tee mit Schnaps und der Gesellschaft eines vor sich hinplappernden Fernsehers.

 

Sein Neffe Ben Silverman (Thorsten Hamer) bemüht sich, seinen tragikomischen Onkel am Leben zu halten und ihn zu einem letzten gemeinsamen Auftritt mit dem Ex-Bühnenpartner für eine TV-Show zu animieren. Immerhin geht es um 5000 Dollar - Geld, das der heruntergewirtschaftete Komiker gut gebrauchen kann.

Nach einigem hin und her gelingt es Ben, das Duo wieder zu vereinigen - aber Willie und Al sind das Klischee eines alten Ehepaares, das einander in liebevollem Hass verbunden ist. "Ich mache mit, aber ich bin dagegen!", schimpft der starrköpfige Willie.

Was diesen Theaterabend unterhaltsam macht, sind Kalauer und Witze. "Alle K-Wörter sind komisch", belehrt Willie seinen wie ein Hanswurst in ein rosa Outfit (Kostüme: Tatjana Stroganowa) gehüllten Manager-Neffen. Doch Vorsicht bei den bösen T-Wörtern, da droht Spuck-Alarm, dem nur mit einem Schutzschirm zu begegnen ist. Dafür spendierte das Publikum Szenenapplaus.

Was den Theatergenuss schmälerte, waren Wiederholungen und lautes Getöse - mitunter wird dem Zuschauer die Zeit lang. Frischen Wind bringt dann Miss O’Neil (Amira El-Sayed) ins Spiel - denn was wäre eine Komödie ohne liebestechnische Verwicklungen? Am Ende ist zwar nicht alles gut, aber doch vieles schön - und dieses Schöne wurde bei der Premiere eifrig beklatscht.


Von Valeska von Dolega


 

 

 

Ben Silverman (Thorsten Hamer) und Willie Clarke (Joachim Rettig) - Foto:Gerhard Bartsch

 

 

 

 

Cronenberger Woche, 04.03.2008


„K“ wie „Klasse“: Sonny Boys im TiC:


„Was sich hasst, das ärgert sich“: Komiker-Altstars liefern sich in TiC-Komödie einen Schlagabtausch - zur Freude des Publikums. Das Premierenpublikum hatte Spaß: Nach über zwei Stunden rasanter Situationskomik und brillantem Sprachwitz applaudierte es Jens Kerbel sowie Joachim Rettig, Hans Stühling und Amira El-Sayed sowie Thorsten Hamer mehrfach auf die Bühne zurück.

Der „K“ wie Komödien-Klassiker von Altmeister Neil Simon hielt, was die K-These versprach: Er war lustig. (…) Hans Stühling und Joachim Rettig liefern sich zur Freude des Publikums einen top-unterhaltsamen Schlagabtausch. Sie poltern und sticheln und zünden ein Feuerwerk an Pointen.


Aber aufgepasst: Die Sonny-Boys sind nicht plump lustig, die Simon-Komödie ist ein Spaß mit melancholischem Unterton. Joachim Rettig und Hans Stühling sind als hass-liebendes Bühnenpaar ein Volltreffer und auch zur Wahl von Thorsten Hamer als Neffen Ben kann man nur gratulieren. Ebenso wie zu Amira El-Sayed: Kompliment, wie die junge TiC-Darstellerin (…) die laszive krankenschwester „Mrs Paradise“ (Sie wissen schon, die mit den Äpfeln“) oder Willies coole Hip-Hop-Pflegerin mimt. (...)“

 

 

 

 

Miss Paradise (Amira El-Sayed), Willie Clarke (Joachim Rettig) und Al Lewis (Hans Stühling) - Foto: Gerhard Bartsch

                                              

 


 

 

____________________________________________________________________________________

 

 

"I like New York in June,
how about you?
I like a Gershwin tune,
how about you?
I love a fireside
when a storm is due.
I like potato chips,
moonlight and motor trips,
how about you?"

 

(Aus dem Musical "Babes on Broadway")